Rede von Enrico Möglich, Notfall-Psychologe, am 02.07.22 im Volkspark Friedrichshain Berlin

Schön, dass ihr alle da seid, schön dass ich eure Gesichter sehen kann und schön, dass ihr lächelt. So redet es sich gleich viel besser. Lächeln verstärkt positive Gefühle, fördert Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, lässt Menschen zusammenwachsen. Der Psychotherapeut Frankl hat im KZ seine Leidensgenossen sogar aufgefordert mit einem Lächeln in die Gaskammer zu gehen. Um wieviel einfacher sollte es uns fallen, zu lächeln. Denn wir stehen nicht vor einem Abgrund, sondern wir stehen vor einem Neuanfang.

Ich sehe hier Menschen, die sich Gedanken machen, kritische Fragen stellen und aufstehen gegen die fatale Entwicklung der letzten Jahre und Jahrzehnte. Was muss ich euch den Wahnsinn, in dem ihr lebt offenbaren. Wer mit offen Augen durch den Alltag geht, sieht den Wahnsinn flächendeckend. Jeder, der sich in einem Bereich unseres Systems auskennt, weiß, dass Überregulierung, Korruption und Profitgier die Oberhand gewonnen haben. Unser System ist inzwischen so verlogen, dass eine Veränderung von innen heraus nicht mehr möglich ist. Oft steckt der Wahnsinn im Detail, bei den Corona-Maßnahmen war er so eklatant, dass er für viele die Wahrnehmungsschwelle überschritten hat und offensichtlich wurde. Wer ihn sehen will, der sieht ihn. Und wer davor die Augen verschließt, der hat auch das Recht dazu.

Wenn Frau Prof. Rostalski aus dem deutschen Ethikrat als Juristin behauptet, wir würden in der besten Welt aller Welten leben, dann darf sie das, auch wenn sie das
Leibniz-Zitat aus dem Kontext reißt. Wenn ich sage, dass wir im Wahnsinn leben dann darf ich das ebenfalls. Immerhin gehört der Wahn ins Fachgebiet der
Psychologie.

Ich denke, es ist gut, dem Wahnsinn in die Augen zu sehen. Nicht wir sind falsch, sondern das System. Das System in dem wir leben ist krank und macht krank, und
das lässt sich auch in Zahlen belegen:

Zwischen 2008 und 2016 haben die Arbeitsunfähigkeitstage bei Angestellten um 2/3 zugenommen, bei gleichzeitiger Zunahme der Arbeitsbelastung. Psychische Probleme sind die dritthäufigste Ursache für Krankschreibungen. Und wie sieht es mit der Zukunft unseres Landes, unseren Kindern, aus?

Zwischen 2010 und 2017 wurden bei unter 18-Jährigen Anpassungsstörungen, Entwicklungsstörungen, Sozialverhaltensstörungen, Angststörungen, Depressionen
mit einem Zuwachs von bis zu 57% diagnostiziert. Die Verabreichung von Psychopharmaka nahm zwischen 2004 und 2012 um ca. 50 % bei Kindern und Jugendlichen zu. Ca. 25% aller Schüler und Schülerinnen hatten 2019 psychische Probleme mit Krankheitswert laut DAK.

Das sind Tatsachen bevor Corona im Fernsehen gehypt wurde. Der Corona-Wahn ist nur Symptom und Katalysator für den Zusammenbruch. Er wird nicht früher oder
später kommen, er ist da und wir stecken mittendrin. Dass das System scheitert und gegen die Wand fährt, weiß inzwischen jeder. Ausnahmen bestätigen die Regel und
haben meistens einen akademischen Hintergrund.

Vielleicht hilft es, bereits einen Systemzusammenbruch wie das Ende der DDR miterlebt zu haben, um an die Endlichkeit von Systemen zu glauben. Ansonsten hilft
ein Blick in die Geschichte. Die BRD ist mit ihren 75 Jahren das älteste System der letzten 200 Jahre und längst überfällig. Und das sogenannte Tausendjährige Reich
hat gerade mal 12 Jahre gehalten.

Auch wenn Zusammenbrüche Unsicherheit bringen und Angst auslösen, gehören sie zum Leben und sind notwendig. Je mehr wir versuchen den Wandel aufzuhalten,
desto mehr wird sich Druck aufbauen bzw. entladen. Je mehr wir den Wandel zulassen und unterstützen, desto schneller und leichter wird er von statten gehen.

Natürlich wird sich ein altes System nicht freiwillig abschaffen lassen. Das Szenario, was wir gerade erleben, hat Huxley bereits 1946 beschrieben: „Um mit Unordnung fertig zu werden, wurde stets Macht zentralisiert und die Kontrolle durch die Regierung verstärkt. Es ist also wahrscheinlich, dass alle Regierungen der Welt mehr oder weniger totalitär sein werden. […]

Den Abbau von Demokratie und die Zunahme an Staatsgewalt hat auch nicht erst mit der Coronapsychose angefangen, aber in den letzten zwei Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen. Dennoch bleiben wir, das Volk der Souverän und können uns nicht aus unserer Verantwortung stehlen. Vor über 200 Jahren schrieb Joseph de Maistre dazu: „Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.“

Aber wie das System zum Zusammenbruch bringen? „Macht kaputt, was euch kaputt macht“, wie es Ton Steine Scherben gesungen haben, hat nicht funktioniert und wird nicht funktionieren. Ein zerstörerisches System kann man nicht zerstören ohne selbst Teil des Systems zu werden.

Der Psychologe Watzlawick schrieb folgenden Satz dazu: „Das Rezept lautet, sich nicht zu fragen, was wir tun müssen, um die Dinge zu verbessern, sondern sich die
äußerst nihilistische Frage zu stellen, was wir tun müssten, um die Lage vollkommen unmöglich zu machen.“

Ich habe Ende letzten Jahres einen entsprechenden Aufruf unter dem Motto: „Mach mit, steig aus!“ verfasst. Denn „das Destruktive, kann man nicht besiegen, nicht
verbessern, nicht verändern – man kann es nur meiden“, wie ein Pfarrer einmal predigte.

Unser System ist die Summe aller Vereine, Verbände, Strukturen und Organisationen. Diese wiederum leben von Mitgliedsbeiträgen, Abogebühren, Vertragskosten. Wir alle stärken über unsere Beiträge und Gebühren die Organisationen, wodurch wiederum das System am Laufen gehalten wird. Jede Mitgliedschaft hält das System am Leben – jede Kündigung beschleunigt das Ende des Systems.

Wer einmal akzeptiert hat, dass das System krank ist und krank macht, der muss schon aus einem gesunden Eigenschutz den Kontakt zum System reduzieren, wo es
möglich ist. Es gibt keinen Königsweg, jeder muss schauen, wo er den Kontakt minimieren kann. Kreativität kennt keine Grenzen und durch kleine Schritte können
große Veränderungen beschleunigt werden.

Jetzt kommen wir zu dem unangenehmen Teil meiner Rede, denn was jetzt folgt, richtet sich an jeden von euch persönlich. Die Idee ist ganz einfach. Jeder, der aus
dem alten System aussteigt, kann das neue System mitgestalten, aufbauen, leben.

Wenn wir viele sind, die das neue System leben und immer mehr Menschen keinen Bock auf das alte System haben, dann fehlt dem alten System irgendwann die
Grundlage, denn die Grundlage sind wir alle.

Das alte System verbietet euch den Kontakt zu Menschen. Es macht euch Angst vorm Berühren und Anfassen. Es zwingt euch in die Welt digitaler Beziehungen. Also, geht raus und trefft Menschen persönlich. Nehmt Sie in den Arm, spürt ihre Nähe. Nutzt alle Sinne, auch riechen und fühlen, um miteinander in Kontakt zu
kommen.

Das alte System verbietet Euch das Singen und Theaterspielen. – Geht raus und singt mit anderen Menschen. Spielt selbst eure Phantasien. Ohne Kunst ist der
Mensch kein Mensch und jeder kann Kunst.

Das alte System verheißt Glückseligkeit durch Konsumieren. Spielsüchte, Alkoholund Drogensüchte, Internet- und Computersüchte sind die Folgen. – Das neue Motto
lautet: Produzieren statt Konsumieren. Hört auf, Medien zu konsumieren. Generiert Freude aus euch selbst heraus, indem ihr Musik selbst spielt, aktiv und zusammen
Sport treibt, echte Beziehungen analog lebt. Euer Körper ist ein Wunderwerk der Natur und ihr habt alles in Euch, um zufrieden leben zu können. Nur in einem
gesunden Körper lebt ein gesunder Geist, also pflegt euren Körper und euren Geist, statt ihn mit Alkohol, Drogen oder Nikotin zu vergiften.

Das alte System fokussiert euch auf Ergebnisse. Scheiß egal, wie es erreicht wird, Hauptsache es stimmt unterm Strich. Das neue Motto lautet: Verhaltensorientierung
statt Ergebnisorientierung. Es kommt nur darauf an, wie ihr lebt. Das Sein ist von Bedeutung, denn aus dem, wie ihr lebt, ergeben sich langfristig die Ergebnisse.

Ich zitiere hier nochmal Huxley aus dem Jahr 1946:

„Ein wirklich leistungsfähiger totalitärer Staat wäre ein Staat, in dem die … politischen Machthaber und … Managern eine Bevölkerung von Zwangsarbeitern beherrscht, die zu gar nichts gezwungen zu werden brauchen, weil sie ihre Sklaverei lieben. […]

Die Liebe zur Sklaverei kann nicht fest verankert werden, solange sie nicht das Ergebnis einer tiefgehenden persönlichen Revolution in den Gemütern und Leibern
der Menschen ist. […]

In Verbindung mit der Freiheit des Tagträumens unter dem Einfluss von Rauschmitteln, Filmen und Rundfunk wird die sexuelle Freiheit dazu beitragen, seine
Untertanen mit der Sklaverei, die ihr Los ist, auszusöhnen.“

Was ich euch mit meiner Rede auf den Weg geben wollte, ist, dass wir alle das System sind, in dem wir leben. Ein lebenswertes, neues System, das Menschen und
Natur achtet, Harmonie und Frieden statt Spaltung und Krieg produziert, wird nur kommen, wenn sich jeder Einzelne selbst aus der Unmündigkeit befreit.

Ich wünsche uns allen auf diesem Weg viel Mut und Zuversicht.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert