Hallo!
Gleich zu Beginn unserer Rede bedanken wir uns schon mal im Voraus recht herzlich beim Organisationsteam von „#friedlichzusammen“ für die Gelegenheit, hier heute eine Rede halten zu dürfen. Wir sind Anna und Daniel und seit Ende 2020 bzw. Herbst 2021 bei StudentenStehenAuf aktiv und sprechen heute im Namen dieser Bewegung zu Euch.
Wer oder was ist eigentlich StudentenStehenAuf? Wir sind ein Zusammenschluss aus jungen geimpften und ungeimpften Menschen, der sich kritisch mit den politischen Entwicklungen in Deutschland im Zuge der Corona-Politik auseinandersetzt. Wir hinterfragen die politischen Entscheidungen und gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre und haben dabei besonders die Belange und Probleme der jungen Generation im Fokus.
In unserer Rede soll es heute jedoch nicht darum gehen, dass wir Euch den kompletten Aufbau von StudentenStehenAuf erklären. Wir sind heute hier, um tiefergehende Themen und Forderungen nach außen zu tragen. Um zu diesen Punkten zu gelangen, möchten wir Euch kurz aufzeigen, wie sich die Lockdownpolitik und die im vergangenen Jahr eingeführten 3G und 2G-Maßnahmen an den deutschen Universitäten und Hochschulen auf die jungen Menschen ausgewirkt haben:
Neben der plötzlichen sozialen Isolation im ersten Lockdown, welche sich leider im zweiten Lockdown vom Jahr 2020 auf das Jahr 2021 wiederholte, kamen für einige Studentinnen und Studenten existenzielle Probleme auf, weil sie ihre Nebenjobs verloren haben oder in die Kurzarbeit gerutscht sind. Im Laufe des vergangenen Jahres verschärfte sich die Lage aufgrund der 3G-Regelung, aus der an einigen Universitäten und in einigen Fachbereichen eine 2G-Regelung während des Wintersemesters wurde. Besonders für die ungeimpften und nicht-genesenen Studentinnen und Studenten bedeutete das einen offensichtlichen Nachteil hinsichtlich der Chancengleichheit und hinsichtlich des im Grundgesetz verankerten Rechts auf Bildung. Neben den daraus resultierenden Sorgen und Ängsten kamen die stete Verunglimpfung durch die Medien und die in manchen Fällen sehr überzogenen Drohungen aus der Politik dazu. Für nicht wenige von uns waren die letzten zwei Jahre, insbesondere die letzten sechs bis acht Monate, eine sehr schwere Zeit. Eine solche Phase soll und solch eine Phase darf sich nicht wiederholen!
Die deutschen Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen wurden uns immer als ein Ort des offenen wissenschaftlichen Diskurses, der Kreativität und des kritischen Hinterfragens präsentiert. Doch genau diese Eigenschaften sind in den vergangenen Jahren und Monaten mehr und mehr ins Abseits geraten. In einem verhältnismäßig sehr kurzen Zeitraum wurde der Meinungskorridor hinsichtlich der Corona Maßnahmen sehr stark eingeengt. Aufgrund dieser Entwicklungen haben wir mehrere Forderungen, die für jeden jungen Menschen, egal ob geimpft oder ungeimpft, gleichermaßen zur Geltung kommen müssen.
Bevor wir zu diesen Forderungen kommen, begrüßen wir die vorgestrige Ablehnung der beiden Impfpflichtanträge im Bundestag. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung! Des Weiteren positionieren wir uns ganz klar gegen jeglichen indirekten Impfzwang und gegen jede andere erdenkliche Form einer Impfpflicht! Die einrichtungsbezogene Impfpflicht im Gesundheitswesen lehnen wir klar und deutlich ab! Nun kommen wir zu unseren Forderungen:
1. Wir fordern eine Chancengleichheit im Bildungssektor, unabhängig vom Impfstatus. Es darf zu keiner Wiedereinführung der 3G-Regel, der 2G-Regel oder gar einer möglichen 1G-Regelung in Zukunft kommen. Des Weiteren fordern wir die Einhaltung der Menschenrechte und Grundrechte in ihrer gesamten Bandbreite. Im deutschen Bildungswesen muss ein Debattenraum entstehen, in dem ausschließlich wissenschaftliche Argumente zum Thema „Corona“ ausgetauscht werden.
2. Auf Basis dieser Diskussion sollten dann, losgelöst von medialem und politischen Druck, die notwendigen COVID-Schutzmaßnahmen nach einer Abwägung aller Argumente eingeführt werden, falls diese dann überhaupt zur Anwendung kommen müssten.
3. Wir fordern die Einhaltung grundgesetzlicher Werte, eine lückenlose juristische Aufarbeitung der vergangenen zwei Jahre und einen bildungspolitischen Neuanfang. Wir wünschen uns ein Bildungssystem, welches das freie Denken fördert und die junge Generation zu selbstbestimmten, freiheitsorientierten und friedvollen Menschen werden lässt.
4. Wir fordern die Freiheit von Meinung, Wissenschaft und Lehre.
Nun möchten wir uns kurz an die Familien von kritischen jungen Menschen richten. Gebt euren Kindern, Enkeln und Geschwistern weiterhin den nötigen Rückhalt. Sprecht ihnen Mut zu und seid weiterhin für sie da.
An alle jungen Menschen, die uns gerade zuhören: nehmt Kontakt mit uns auf, wenn ihr Vernetzungsbedarf habt. Unsere Forderungen bezüglich des Bildungssystems sind nicht auf die Universitäten begrenzt. Sie beziehen sich natürlich auch auf die anderen Bildungseinrichtungen. Dementsprechend richten wir uns nicht nur an Studentinnen und Studenten, sondern an alle jungen Menschen. Ihr seid bei uns herzlich willkommen und wir freuen uns auf euch.
Zum Ende richten wir einen Appell an alle die uns hier hören können. Egal ob ihr ein Demoteilnehmer seid oder nicht: lasst euch nicht weiter spalten. Nehmt Rücksicht auf die Belange und die Ängste eurer Mitmenschen. Kategorisiert unterschiedliche Ängste nicht in „gute und richtige Ängste“ auf der einen Seite und „schlechte und falsche Ängste“ auf der anderen Seite. Bleibt tolerant. Das Wort „Toleranz“ kommt aus dem Lateinischen von „tolerare“. Das bedeutet so viel wie „aushalten“. Haltet die Meinungen anderer Menschen aus. Versucht diese Meinungen und deren Argumentationslinien nachzuvollziehen und deklariert andere Meinungen nicht grundlos im Voraus per se als „falsch“ nur weil euch gesagt wurde, dass eine gewisse Meinung angeblich „falsch“ sei.
Zum Abschluss bleibt uns nur noch zu sagen:
Wir stehen auf, im friedlichen Protest, ohne Gewalt und stets bereit zum Dialog. Vielen Dank.